Die europäische Film- und Medienpolitik hat großen Einfluss auf die gesamte Branche in Deutschland. Derzeit wird in Brüssel und Straßburg der nächste langfristige Finanzrahmen und auch das Konzept für die EU-Förderprogramme beraten. Für den Verband geht es vorrangig um das MEDIA-Programm, aus dessen Mitteln das Kinonetzwerk Europa Cinemas und das Trainingsprogramm der CICAE in Venedig maßgeblich mitfinanziert werden.

Dies ist allerdings keine Selbstverständlichkeit, der BREXIT führt, sofern keine zusätzlichen Mittel zugeführt werden, bei der EU zu einer Budgetreduzierung um 20%. Zudem gibt es zahlreiche Ideen bei Kommission und Mitgliedsstaaten für zusätzliche Initiativen, die auch aus dem MEDIA-Programm gefördert werden sollen. Wenn keine zusätzlichen Mittel bereitgestellt werden, ist die Frage, wo gekürzt werden muss. Angesichts des großen Beitrags, den vor allem die europäischen Arthousekinos für die Programmvielfalt und die Verbreitung europäischer Filme leisten, fordert die AG Kino – Gilde ganz klar eine Stärkung von Europa Cinemas, damit noch mehr Kinos profitieren und Programmanreize gesetzt werden. Dem gegenüber sind andere Projekte wie z.B. die VOD Förderung eher marktschädlich uns sollten auf den Prüfstand.

Im Sinne der gesamten Filmbranche setzen wir uns auch dafür ein, die Medienchronologie nicht zu gefährden und das Territorialitätsprinzip zu erhalten. Die europäische Filmindustrie würde zusammenbrechen, wenn es keine Rechtevergabe für einzelne Länder mehr gäbe. Genau das aber steht bei der Entscheidungsfindung zur SatCab-Verordnung sowie der AVMD-Richtlinie zur Debatte.  Nach harten Debatten hat sich im Europäischen Parlament die kinofreundliche Sichtweise durchgesetzt, nämlich das Filme weiterhin territorial verwertet werden können.Das ist jedoch nich keine Entwarnung, denn auch in anderen Bereichen drohen Aufweichungen.

Die Präsenz vor Ort in Brüssel und Straßburg wird daher immer wichtiger, um den dortigen Entscheidungsträgern die Marktmechanismen zu erläutern und Leistungen, Herausforderungen und Bedürfnisse der Kinos zu vermitteln. Dies auch deshalb, weil einerseits die Global-Player und großen Konzerne der Telekommunikations-, Medien-, Film- und Fernsehbranche permanent mit Lobbyisten vertreten sind und andererseits die Perspektiven in der Generaldirektion Digitales, zu der MEDIA zählt, stark auf die Onlinewelt gerichtet sind

Am Dienstag traf sich nun Christian Bräuer zu einem Hintergrundgespräch mit der zuständigen EU-Kommissarin für Digitales, Marja Gabriel.(EVP) Die aus Bulgarien stammende Kommissarin ist als Nachfolgerin von Günther Oettinger seit knapp einem Jahr im Amt, muss aber schon bis Juni Konzepte für das künftige Programm vorlegen. Vor diesem Hintergrund erläuterte Christian Bräuer die Belange der Kinos.

Am selben Tag traf er auch den polnischen Abgeordneten Bogdan Wenta (EVP). Der frühere Handball-Nationalspieler (für Polen und Deutschland) ist seit Längerem ein Kenner und Fürsprecher der Kinowirtschaft im Europäischen Parlament. Mit Wenta stimmte Bräuer einen engen Austausch bei den bald stattfinden Beratungen der Kommissionspläne ab.

Bereits in der Vorwoche traf er sich in Brüssel mit den deutschen Abgeordneten Sabine Verheyen (CDU), Tiemo Wölcken (SPD) und dem Team von Petra Kammerevert (SPD). Hinsichtlich der Zukunft des MEDIA-Programms dürfen wir bei allen auf eine starke Unterstützung hoffen.

Die Vorarbeiten für den künftigen Programmentwurf erfolgen auf Fachebene. Direkt nach der Berlinale traf sich Christian Bräuer daher auch mit der Chefin des MEDIA-Programms Lucia Recalde.