Die AG Kino – Gilde verurteilt die willkürliche und sogar nach iranischem Recht rechtswidrige Inhaftierung von Jafar Panahi, der auch den Gilde Filmpreis für „Taxi Teheran“ gewann. Sein Mut und sein Schicksal müssen uns Ansporn sein, für die Freiheit der Kunst und jedes einzelnen einzustehen. Egal an welchem Ort. Die Krisen der Gegenwart in der ganzen Welt zeigen uns, dass unser höchstes Gut, die Freiheit nicht selbstverständlich ist. Auch wenn unsere Aufrufe für Jafar im Iran ungehört verhallen mögen, so mahnen sie doch uns selbst unsere freie und offene Gesellschaft zu achten und zu schützen.

Jafar Panahi wurde am 11. Juli 2022 (seinem Geburtstag) verhaftet, weil er das Evin-Gefängnis aufgesucht hatte, um nach dem Filmemacher Mohammad Rasoulof zu sehen, der drei Tage zuvor inhaftiert worden war. Panahi wurde sofort ebenfalls inhaftiert, um eine alte Strafe, die 2010 gegen ihn verhängt worden war, sofort zu vollstrecken (6 Jahre Gefängnis, 20 Jahre Berufsverbot).

Nach einem von den Mullahs verkündeten Gesetz wird eine Verurteilung, die nach mehr als zehn Jahren nicht vollstreckt wurde, hinfällig. Unter Berufung auf dieses Gesetz kämpften seine Anwälte unermüdlich. Am 3. Dezember wurde vom Obersten Gerichtshof anerkannt, dass Jafar Panahi nach diesem Gesetz tatsächlich freigesprochen werden müsste. Anfang Januar wurde Jafars Familie mitgeteilt, dass er am Freitag, dem 20. Januar, gegen Zahlung einer Kaution aus dem Gefängnis entlassen werden würde. Dann am 20. Januar geschah nichts, aber ihnen wurde der 27. Januar versprochen. Seitdem ist nichts mehr passiert.

Jafar Panahi bleibt im Gefängnis.

In der Nacht gab Jafar Panahi seine „unwiderrufliche“ Entscheidung bekannt, „nicht mehr zu trinken, zu essen und sich nicht mehr behandeln zu lassen“ (er leidet an einer schweren Hautkrankheit, die er sich im Gefängnis zugezogen hat). Er sagte: „Vielleicht wird mein lebloser Körper aus diesem Gefängnis herauskommen“.

Jafar Panahis letzter Film „Kein Bär“ gewann bei den letzten Filmfestspielen in Venedig den Sonderpreis der Jury. Panahi ist der weltweit am meisten geehrte iranische Filmemacher (Goldener Löwe in Venedig 2000 für „Der Kreis“, „Goldener Bär in Berlin 2015 für „Taxi Teheran“). Sacharow-Preis des Europäischen Parlaments 2012 für „Die Freiheit des Geistes“.

Dieser „innere“ Dissident hat sich stets geweigert, ein Exil in Betracht zu ziehen.