Zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie fanden die Mitglieder und der Vorstand der CICAE wieder persönlich bei ihrer alljährlichen Vollversammlung zusammen. Das Zusammenkommen der CICAE in Cannes wurde zur Beratung genutzt, um Strategien weiterzuentwickeln, wie in Zeiten großer Marktverschiebungen, gesellschaftlicher Umwälzungen und der Klimakrise, die Sichtbarkeit der Filmvielfalt gestärkt werden kann und das Kino seine Rolle als zentrale kulturelle Institution im Stadtgefüge wiedererlangen kann. Auch der Krieg in der Ukraine war in den Diskussionen ein Thema. Die CICAE erneuerte in diesem Zusammenhang ihre Solidarität mit der Ukraine. Es sei die Aufgabe der Filmkunsttheater, als Partner der künstlerischen Vielfalt, Freiheit und aller Filmschaffenden an einer lebendigen demokratischen Gesellschaft mitzuwirken.

Der Blick über den nationalen Tellerrand zeigt, dass der gesamte Filmmarkt noch immer stark von der Pandemie gezeichnet ist. Die Erfolge der Wiedereröffnung nach dem zweiten Lockdown zeigen, dass das das Publikum zurück in die Kinos kommt und qualitativ gute Filme schätzt. Doch obwohl eine Erholung stattfindet, müsse die europäische und nationale Politik wachsam sein und die Kinos auch in der Spätphase der Pandemie unterstützen:

„Nach diesen schweren Jahren, in denen die Kinoindustrie ausgesprochen hart von der Pandemie getroffen wurde, haben sich die Kinos als resilient und anpassungsfähig bewiesen. Doch ihre Situation bleibt fragil. Gerade jetzt muss die Politik die Kinos also auf allen Ebenen unterstützen und ihnen mit gezielter Förderung einen wirklichen Neustart ermöglichen“, so Christian Bräuer, Präsident der CICAE und des deutschen Arthouse-Kinoverbands AG Kino – Gilde deutscher Filmkunsttheater.

Neben einer zielgerichteten Förderung sei Regulierung der Schlüssel für den Schutz der Kinos. Die Wahrung des Territorialitätsprinzips und eine pragmatische Medienchronologie sind für das gesamte Film-Ökosystem notwendig, ermöglichen es aber auch dem Publikum, von der Kuratierung und Sichtbarkeit einer vielfältigen und wertvollen Filmproduktion zu profitieren, so der Tenor der Diskussionen während der Vollversammlung. Diese Einschätzung würde jüngst auch in einer Studie des französischen Arthouse-Kinoverbands bestätigt, welche erhebt, dass das Publikum der Streamingplattformen sich auf Serien konzentriert, wohingegen der Fokus der Kinos auf filmischer Vielfalt liegt.

„Die Bedeutung des Kinos zeigt sich in dieser Zeit mehr denn je. Für ihre Nachbarschaften, in denen sie verwurzelt sind, tragen sie zur kulturellen Vielfalt bei und werden zu Orten der Begegnung und des Diskurses. Gleichermaßen bieten sie als kuratorische Stimme die Grundlage für eine Orientierung gegen die tiefen Weiten des Internets mit einer scheinbar unendlichen, aber auch überfordernden Auswahl“, so Christian Bräuer.

Auf dem Bild: Verwaltungsrat der CICAE (v.l.n.r.): Detlef Roßmann (Casablanca-Kino, Oldenburg), Tanja Helm (Leokino & Cinematograph, Innsbruck), Hannele Marjavaara (Kino Tapiola, Espoo), Domenico Dinoia (FICE, Italien), Javier Pachón (PROMIO, Spanien), Mario Fortin (AQCAE, Kanada), Tobias Faust (SSV/ASCA, Schweiz), Christian Bräuer (AG Kino – Gilde, Deutschland), François Aymé (AFCAE, Frankreich), David Obadia (AFCAE), Michele Crocchiola (FICE) und Boglárka Nagy (CICAE)